Wer aufräumt, ist zu faul zum Suchen ...

11. Mai 2023 von GMP

Wer aufräumt, ist zu faul zum Suchen ...

Was hat Ordnung mit psychischer Widerstandsfähigkeit zutun?



Vielleicht kennen Sie das auch:

auf Ihrem Schreibtisch im Büro stapeln sich die Papiere und lauter Krimskrams, und es sieht aus, als wäre vor Kurzem ein Sturm über ihn gefegt.

Mein Kollege und Chef Valentin steht dann häufig neben meinem Schreibtisch und gibt mir zahlreiche Tipps, wie ich Ordnung auf meinem Platz schaffe und die Ordnung auch beibehalte … vollkommen erfolglos. Was soll ich sagen: so ein bisschen Chaos, das gefällt mir. Tagsüber kann ich auch schon mal, wenn ich Flipcharts oder Material für Workshops oder Moderationen vorbereite, das ganze Büro in mein Chaos mit einbeziehen – insbesondere, wenn meine Kolleg*innen nicht da sind. Dann ist zum Beispiel der Boden tapeziert mit Flipcharts. Und ich find‘s wunderbar! So ein bisschen (oder ein bisschen mehr) Chaos regt meine Kreativität an. Anders, wenn ich früh morgens das Büro betrete: wenn ich dann das Chaos vorfinde, finde ich das eher belastend. Daher räume ich zum Ende das Arbeitstages meinen Schreibtisch (und falls ich das ganze Büro in Beschlag genommen habe, auch das) auf. Aber was sagt der (tagsüber) chaotische Schreibtisch über mich aus?

Es gibt Untersuchungen, die mein Gefühl bestätigen: Schreibtischchaos macht tatsächlich kreativ – bzw. viele „Diener des Durcheinanders“ sind kreative Personen. Sie haben nicht unbedingt mehr Ideen, aber dafür sind ihre umso einfallsreicher und origineller. Das Schreibtisch-Chaos spornt außerdem dazu an, einfache Lösungswege zu finden und sich auf das wesentliche zu fokussieren. Ein unaufgeräumter Schreibtisch kann aber auch schnell interpretiert und die dazugehörige Person in eine Schublade gesteckt werden (gemäß dem Motto: Man kann nicht nicht kommunizieren). So werden Personen mit Chaos-Schreibtischen eher weniger als strukturierte, zielorientierte oder ehrgeizige Menschen angesehen – was natürlich mehrheitlich Quatsch ist, aber das haben Klischees eben so an sich. Ein unaufgeräumter Schreibtisch kann aber tatsächlich zu Ablenkungen führen, sodass die Erledigung wichtiger Aufgaben erschwert werden kann.

Und wo besteht nun der Zusammenhang zwischen einem (un-)aufgeräumten Schreibtisch und Resilienz, also der psychischen Widerstandsfähigkeit?

… nirgendwo. Zumindest wissenschaftlich gesehen nicht direkt. Aber gehen wir als erstes Mal kurz darauf ein, was Resilienz überhaupt ist: es handelt sich hier um den sogenannten psychischen Schutzschirm und bezieht sich auf die Fähigkeit eines Menschen, herausfordernde Situationen und Stress gut bewältigen zu können. Sieben Bereiche machen laut wissenschaftlichen Untersuchungen Resilienz aus: Akzeptanz, soziale Kontakte, die Selbstwirksamkeitserwartung, Optimismus, ein positives Selbstbild, die Kontrollüberzeugung und positive Emotionen. Wenn also die Ablenkung durch einen unaufgeräumten Schreibtisch besteht und man sich dadurch weniger gut auf Aufgaben konzentrieren kann, kann das natürlich zu zusätzlichen Stress führen. Das bedeutet: ein aufgeräumter Schreibtisch kann zu einer stressfreieren Arbeit und mentaler Klarheit beitragen – und das kann natürlich die Selbstwirksamkeit (also das Denken, man kann Herausforderungen mit seinen eigenen Stärken und Fähigkeiten bewältigen) bekräftigen.

Sie merken also: beide Seiten haben Ihre Vor- und Nachteile. Wie in vielen Bereichen des Lebens macht die Dosis das Gift. Wenn Sie dazu neigen, dem Chaos auf Ihrem Schreibtisch immer wieder zu viel Spielraum zu geben und damit an der ein oder anderen Stelle ihre persönliche Resilienz zu vernachlässigen, habe ich Ihnen hier ein paar Tipps mitgebracht, wie Sie (ohne gleich ein Ordnungsfanatiker zu werden) Herr oder Frau über das Chaos werden:

  1. Legen Sie bei Möglichkeit die Dinge gleich, wenn Sie sie nicht mehr benötigen, an ihren Platz zurück. Das kann auf am Nachmittag oder Abend die leere Kaffeetasse sein oder der Locher, der eigentlich in die Schublade des Schreibtisches gehört. Lassen Sie die Sachen nicht einfach liegen.
  2. Dinge, die Sie häufig brauchen und die Ihnen nützlich sind, gehören in Ihre Griffnähe oder zumindest in die Nähe Ihres Platzes.
  3. Sortieren Sie aus: brauchen Sie wirklich die 8 Kulis, 5 Bleistifte, 2 Radierer und 3 Textmarker auf Ihrem Schreibtisch oder reicht nicht auch je einer? Schreiben alle Utensilien überhaupt noch oder gehört das ein oder andere in den Müll? Bringen Sie die Dinge, die Sie mehrfach auf Ihrem Schreibtisch haben, lieber zurück ins Depot, damit Sie den Überblick behalten.
  4. Sorgen Sie dafür, dass der Kabelsalat auf Ihrem Schreibtisch überschaubar bleibt, indem Sie die Kabel bündeln und z. B. mit Klebeband oder speziellen Kabelbindern fixieren.
  5. Nutzen Sie ein Ablagesystem, um der Papier- und Zettelwirtschaft auf Ihrem Tisch den Garaus zu machen. Das kann auch schon ein einfaches Ablageregal aus Plastik sein.
  6. Nutzen Sie möglichst einheitliche Ordner, Beschriftungen oder Stehsammler. Das sieht nicht nur harmonischer aus, sondern hilft Ihnen auch dabei, den Überblick zu behalten
  7. Und last but not least: räumen Sie auf. Und zwar nicht einmal im Jahr kurz vor Jahresende. Räumen Sie Ihren Schreibtisch am Ende jedes Arbeitstages auf, um so den nächsten Tag gleich organisierter und entspannter starten zu können. Und wenn mal jemand anderes an Ihren Schreibtisch muss, dann erlebt er auch keine Gruselgeschichten ala „weglaufender, weil schimmelnder Kaffeesatz“.

Die Resilienz an sich ist aber natürlich von viel mehr Faktoren beeinflussbar und abhängig – ein aufgeräumter Schreibtisch ist da nur ein ganz ganz kleiner Teil. Welche das sind, können Sie in einem unserer Stress- und Resilienzworkshops erfahren. Schreiben Sie uns hier eine unverbindliche Kontaktanfrage – wir freuen uns, von Ihnen zu hören!

Ich jedenfalls werde mich nun gleich mal ans Vorbereiten eines Führungskräfteworkshops für nächste Woche machen … die Flipcharts und das Material sind noch nicht vorbereitet, und ich habe den ganzen Raum für mich allein … my time to shine! Und danach werde ich das Aufräumen mit dem Gedanken „das ist erledigt, ich habe gerade meine Selbstwirksamkeit gestärkt“ erledigen – und freue mich schon darauf.

Ihnen wünsche ich nun erst einmal einen wunderbaren Tag, bis zum nächsten Mal!

Herzliche Grüße

Annelie Schmidt



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